Über den Rand geschaut (Venedig Umland)

Wo kann ich hin, wenn es Zeit für eine Abwechslung und das Gedränge und die Grenzen Venedigs ein Luftholen fordern? Ab in den Zug oder den Bus und aufs Festland.
Der Busbahnhof und die Eisenbahnstation liegen beide auf der Insel und sind mit dem Vaporetto schnell und unkompliziert erreichbar und es gibt regelmäßige und preiswerte Verbindungen aufs Festland.
Überraschenderweise entwickeln sich meine Ausflüge in eine Entdeckung der Renaissance-Architektur von Andrea Palladio, der die klassizistische Architektur mit seiner harmonischen Bauweise maßgeblich geprägt hat.
Rivera de Brenta Tour
Schon die wohlhabenden Venezianer suchten auf dem Festland Erholung und bauten entlang des Brentakanals, der aus Padua kommt und in die Lagune mündet, ihre prächtige Villen. Einige davon sind heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Man kann dies mit einem Ausflugsboot vom Markusplatz aus tun, das mit Zwischenstopps entlang des Kanals bis nach Padua fährt.

Ich entscheide mich jedoch für die günstigere und abenteuerlichere Alternative: eine Fahrkarte für den Linienbus von der Piazzale Roma nach Padua. So erkunde ich die Villen im hop-on/hop-off Modus und besuche drei davon auf meiner Strecke.
Der erste Halt führt mich zur Villa Foscari (La Malcontenta), einem der berühmtesten Werke Palladios. Malerisch am Fluss gelegen, fasziniert mich die Villa nicht nur durch ihre harmonische Architektur, sondern auch durch ihre Innenräume, die mit üppigen Fresken geschmückt sind.

Nächster Halt ist die Villa Widmann. 150 Jahre später als die Villa Foscari entstanden, herrscht hier eher der französische Rokokostil vor. Umgeben wird die Villa von einem verwunschenden Garten, in dem eine Weile die Mittagspause genieße.

Mein letzter Stopp ist fast an den Toren von Padua die Villa Pisani in Stra. Obwohl ich eher von einem Schloss sprechen würde. Die Besichtigungstour im Gebäude führt beinahe in oder an allen 114 Zimmer vorbei. Im dazugehörigen Park finde ich ein Labyrinth und einen Teepavillon auf einem Hügel.

Mit dem Bus fahre ich von Stra direkt nach Venedig zurück, nochmal an den beeindruckenden drei, sehr unterschiedlichen, Villen vorbei.
Vicenza
Vicenza ist die Stadt Palladios schlechthin. Hier begegnet mir nahezu an jeder Straßenecke ein Bauwerk des berühmten Architekten. Mein erster Anlaufpunkt ist die Basilica Palladiana im Zentrum. Von dort führt mein Weg am Palazzo Chiericati vorbei zum beeindruckenden Teatro Olimpico, dem ältesten überdachten Theater der Welt. Seine faszinierende, fixierte Bühnenarchitektur ist einzigartig und ein absolutes Highlight.

Um das Palladio-Thema abzurunden, beschließe ich meinen Rundgang und meinen Ausflug mit einem Besuch des Palladio Museums, das einen vertiefenden Einblick in das Leben und Werk des Architekten bietet.
Verona
Verona empfängt mich mit seinem Colosseum, aber mein Weg führt mich schnurgerade weiter auf den Torre dei Lamberti Turm um zunächst die Stadt von oben zu betrachten. Nachdem Abstieg führt der Weg weiter am Hinterhof mit dem (inszenierten) Balkon von Romeo und Julia vorbei. Da der Eingang bereits mit Menschen überfüllt ist, gönne ich mir stattdessen eine kleine Auszeit mit einem der wohl besten Gelati. Anschließend besuche ich eine der schönsten Kirchen, die Chiesa di San Fermo Maggiore.

Von dort aus wage ich mich auf die andere Seite des Flusses Etsch und erklimme die schweißtreibenden Treppen zum Aussichtspunkt am Castel San Pietro. Der Aufstieg lohnt sich: Oben angekommen, werde ich mit einem unvergesslichen Panorama über Verona belohnt.

Zum Abschluss meines Tages lasse ich mich von weiteren Kirchen entlang meines Weges zum Bahnhof inspirieren, um den Besuch Veronas abzurunden.
Padua
Mein Rundgang durch Padua beginnt mit der Chiesa degli Eremitani, einer kleineren Kirche, die durch ihr beeindruckendes Holzdach und die Überreste bedeutender Fresken fasziniert. Von dort führt mich mein Weg durch Gassen und Arkaden zur Basilica di Sant'Antonio, einer der bedeutendsten Kirchen Italiens. Ihre Architektur vereint romanische, gotische und byzantinische Elemente auf spannende Weise.
Nachdem ich mich im botanischen Garten etwas ausgeruht habe, streife ich den Prato della Valle, einen der grössten Plätze Europas, und besuche die angrenzende Basilika Santa Giustina.

Zum Abschluss besuche ich mit dem Palazzo della Ragione einen der grössten stützenlosen Säle und wandele unter einem riesengroßen Dach, das mich an einen umgedrehten Schiffsrumpf erinnert. An den Wänden befinden sich Fresken, in denen ich mich für Stunden verlieren könnte, aber es wir leider Zeit für die Rückkehr nach Venedig.
Viele Grüsse,
Thomas

















